Gedanken der offenen Gartenpforte

Wunschvorstellungen, denen Gärten der OFFENEN GARTENPFORTE nahekommen, die sie im Idealfall erfüllen sollten:

  • Abwechslung und Vielfalt in der Gestaltung (stilistischen Ausrichtung) sowie der Bepflanzung, über das ganze Jahr = saisonübergreifende Attraktivität, nicht allein am Tag der OFFENEN GARTENPFORTE:
  • Schmetterlinge, Bienen, Wildbienen und andere Nützlinge bzw. Getier, wie Vögel, Igel, Frösche, Eidechsen u.a. sollen sich darin wohlfühlen (auch wenn es sich nicht um einen reinen Natur-Garten handelt).
  • Gartenbesitzer und Besucher sollen sich in den Gärten angeregt, ja gut „unterhalten“ fühlen, ermutigt jede Ecke erkunden zu wollen, aber es soll sich auch das Gefühl der Geborgenheit einstellen, einer friedvollen Stimmung, die den Geist offen werden lässt für die „Übernahme“ der einen oder anderen Gestaltungsidee.Wenn wir, die Gärtner der OFFENEN GARTENPFOTE, zum „Kopieren“ Anlass geben, sehen wir darin das Zeichen der Anerkennung, der Würdigung unserer gärtnerischen Expertise, unserer Kreativität.
  • Ohne uns auf eine spezifische Gartenstilistik festlegen zu wollen (da wir in Design- und Stilfragen völlig offen sind), bevorzugen wir eine naturalistische Herangehensweise, worunter wir folgendes verstehen:Der NATUR beim Werden und Vergehen Hilfestellung leisten, indem wir ihr weitgehend „freien Lauf“ lassen, ohne unsere Gärten einer Art Verwilderung preiszugeben!
  • Unsere Toleranz im Hinblick auf ein gewisses Maß an „Ungezähmtheit“ bedeutet nicht, dass wir gänzlich auf „Ordnung“ verzichten (hierunter verstehen wir beispielsweise den gärtnerisch adäquaten Umgang mit abgefallenem Laub oder aggressivem Unkraut). Unser Bedürfnis an „Ordnung“ dient vorrangig der Fürsorge für unsere Pflanzen, deren optimalem Gedeihen und ihrem Erhalt, wobei wir unseren (individuell geprägten) Anspruch an Attraktivität im Auge behalten, was bekannter-maßen einem „Tanz auf dem Seil“ gleichkommt.
  • Wir erkennen an, dass der Erhalt von „Natur gepaart mit Ästhetik“ langfristig ein Balanceakt ist.In diesem Zusammenhang drängt sich der Begriff „Pflege“, „Pflegezustand“ des Gartens auf. Die Tätigkeit des Pflegens ist in mancherlei Hinsicht negativ konnotiert, zumal die entsprechenden Handlungen nach „viel Arbeit und Mühe“, nach kreativitätsferner Akribie klingen.Auch insinuiert die Behauptung, ein Garten sei „gepflegt“ etwas „Spießiges“ und erweckt dein Eindruck, dass in dem besagten „gepflegten“ Garten kein „Grashälmchen aus der Reihe tanzen“ darf.
  • Eine derartige Interpretation widerspricht eindeutig unseren Absichten.Unter „Pflege“ des Gartens verstehen wir nicht, dass ein schwächelnder bzw. ´kränklicher´ Patient´ zu betreuen, zu umhegen sei, sondern vielmehr folgende praktische bzw.  philosophische Herangehensweise:
  • Die Pflanzen unserer Gärten sind ihren Standortbedingungen entsprechend zu platzieren; ihnen werden durch eben diese adäquate Standortwahl von Anfang an optimale Voraussetzungen für die Entfaltung ihrer Attraktivitätsmerkmale und die Erhaltung ihrer Gesundheit, sprich Langlebigkeit, geboten.
  • Dies setzt fachliche Kenntnisse voraus, zu deren Aneignung bzw. Vertiefung wir jederzeit bereit sind.
  • Aus der richtigen Pflanzenwahl für den richtigen Platz ist zu folgern, dass der „Pflege“-Aufwand ohnehin minimiert wird.
  • Pflanzen, deren unzweifelhafte Attraktivität und Pracht sehr schnell vergeht, werden wir den Einlass in unsere Gärten keinesfalls verwehren, weil uns der „kometenhafte Auftritt solcher Schönheiten“ als Highlights willkommen ist, aber der „Rausch der Faszination“ ist kurz und hinterlässt im Beet Leerstellen, die andere ebenfalls beeindruckende, aber standortgerecht platzierte Pflanzen mit wesentlich längerer Langezeitwirkung  hätten ausfüllen können. Nachhaltigkeit ist dementsprechend ein Anspruch, dem wir bei der Wahl der Bepflanzung hohe Priorität zuschreiben.
  • Die Sehnsucht nach der „nächsten“, sich schnellstmöglich in üppiger Fülle zeigenden Blüte steht für uns nicht im Vordergrund. Vielmehr streben wir einen optisch harmonischen Einklang zwischen Pflanzenhabitus, Blattschmuck und Blüte an, basierend auf einem ebenso ausgewogenen, wie attraktivem Zusammenspiel von Formen, Farben, Texturen, Strukturen.
     
  • Wir vertreten die Ansicht, dass die NATUR (FLORA und FAUNA) an sich der beste Lehrmeister, der ideenreichste Gartendesigner ist, sofern wir sie nicht dominieren wollen, sie nicht unterjochen, sondern sie behutsam, aber auch wirksam in unsere Gestaltungskonzepte einbeziehen, eine im Grunde gleichberechtigte Partnerschaft mit ihr eingehen. Auch dies ist ein „Drahtseilakt“, bei dem „Abstürze“ nicht zu verhindern sind, die uns zwingen können, unsere „menschengemachten“ Designvorstellungen zu hinterfragen.
  • Wir wissen, dass wir im Prozess des „Learning by Doing“ – „Doing by Knowing“ so mache Fehlentscheidung treffen werden bzw. getroffen haben, auch wenn man dies unserem Gestaltungskonzept nicht unbedingt (mehr) ansehen mag.Die Besorgnis vor ähnlich gelagerten Irrtümern können wir den Besuchern der OFFENEN GARTENPFORTE möglicherweise bei einem Spaziergang durch unsere Gärten und bei Gesprächen mit uns, den Gartenbesitzern, nehmen.
    Dies ist eine für uns elementare Zielvorgabe.Wenn der Gartenbesucher mit Vorfreude auf die Umsetzung so mancher Idee in den heimischen Garten zurückkehrt, dann ist dies der größte Ansporn für eine langjährige Fortsetzung der Initiative „Offene Gärten“. Mindestens ebenso wichtig ist es, wenn es uns gelingt, dem jeweiligen Besucher zu erbaulichen, erfrischenden, ja beglückenden Stunden in unseren Gärten zu verhelfen.

Monika Müller / Juli 2019